Kurz-Zusammenfassung der Ergebnisse: Steffi wird 3. im Dameneinzel (!!), Basti erreicht das Achtelfinale im Herreneinzel.
Am 27.11.21 ging es für Steffi und mich für eine Woche nach Spanien, wo wir im sonnigen Huelva an den Altersklassen Weltmeisterschaften teilnehmen durften. Für Steffi nichts Neues, dennoch immer wieder aufregend, war es für mich etwas vollkommen Neues, mit dem Flugzeug auf solch ein internationales Event zu fliegen. Besonders gefreut hat mich dabei, dass meine Eltern und Kinder mich auf dieses Turnier begleitet haben.
Organisatorisch kann ich natürlich nicht vergleichen, ich hatte aber wenig zu kritisieren, es war meist übersichtlich wann man sich wo einzufinden hat und der Zeitplan hat meist auch plus/ minus ein paar Minuten gestimmt.
Bevor ich zu den Spielen komme, ein kleiner Ausblick zum Umfeld: das Wetter war traumhaft mit 20 Grad, wir waren sogar einmal im Atlantik. Unser Hotel war wie ein Palast und lag direkt am Strand und bereits nach dem ersten Tag am Strand sagte Steffi zu mir, ihr müsst unbedingt an den Strand, da gibt es Muscheln… so richtige Muscheln. Und sie hat nicht übertrieben, unsere Koffer waren auf dem Rückflug etwas schwerer 😉 .
Mein erstes WM-Erlebnis war, bei Steffi mit ihrem Partner Fabian Dietrich, als Coach im Mixed. Leider haben die beiden die späteren Weltmeister gleich in der ersten Runde erwischt und haben sich teuer verkauft, am Ende war aber kein Satz zu holen. Nur die Finalgegner haben mehr Punkte als Steffi und Fabian erzielt.
Im Doppel und Einzel lief es für Steffi deutlich erfolgreicher, nach einigen erfolgreichen Partien im Doppel zusammen mit Tina Kähler mussten sie sich dann nach einem starken Spiel im Viertelfinale in drei Sätzen geschlagen geben. Platz fünf bei der Weltmeisterschaft hört sich natürlich dennoch ziemlich erfolgreich an. Und dazu sei noch erwähnt, dass Steffi sich ein paar Wochen zuvor bei unserem Mannschaftsspiel einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen hat, und damit die WM Vorbereitung sicher nicht ganz so abgelaufen ist, wie sie es sich vorgestellt hat.
Im Einzel lief es für Steffi außergewöhnlich gut. Als gesetzte Spielerin konnte sie dieser Rolle von Beginn an gerecht werden. Die Qualität ihres eigenen Spiels wurde mit jedem Match besser, so dass wir am Donnerstag als große Gruppe von der Tribüne im Viertelfinale anfeuern konnten. Steffi spielte ihre Gegnerin, besonders mit den gut platzierten Angriffsclears, an die Wand und zur Verzweiflung. Schwierig wurde es dann nochmal, als die Gegnerin aus Estland augenscheinlich verletzt war, dennoch immer weiter gekämpft hat. Letztendlich setzte sich aber das konstant starke Angriffsspiel von Steffi durch und so fiel sie nach drei harten Sätzen unter Tränen ihrer Doppelpartnerin / Coach Tiina in die Arme, in dem Bewusstsein gerade eine Medaille bei der Weltmeisterschaft gewonnen zu haben.
Im Halbfinale hielt ihre französische Kontrahentin dem Druck von Steffis Angriffen etwas besser stand, was dazu führte dass der ein oder andere Ballwechsel durch eigene Fehler beendet wurde und Steffi sich geschlagen geben musste.
Jetzt kam der echt unangenehme Teil, denn Steffi musste leider darauf verzichten, mit mir im selben Flugzeug zurückzufliegen, und stattdessen einen Tag später zu nachtschlafender Zeit zu fliegen. Ein wenig entschädigt wurde sie dafür, als sie dann am letzten Tag der WM aufs Podium gerufen wurde und ihre Bronzemedaille überreicht bekommen hat. Vor Turnierbeginn hatte Steffi vollmundig angekündigt: „Bei ner Medaille geh ich in den Atlantik!“, Wettschulden sind Ehrenschulden…
Adrenalin ist ein Wundermittel und ich war selten in meiner Karriere so aufgeregt, wie vor meinem ersten Spiel. Mein schwedischer Kontrahent kam auch nicht gut mit meinem Spiel zurecht, und so war das erste Spiel dann ziemlich eindeutig. Meine größte Sorge, ich könnte nur wegen eines Spiels zur WM fahren, war dahin und alle Aufregung fiel von mir ab. Dachte ich bis zwei Stunden vor meinem 2. Rundenspiel gegen einen Inder. Ich kam durch einige ungewohnte eigene Fehler nicht so richtig ins Spiel und lag zum Ende des Satzes deutlich hinten. Zum Glück kam von der Tribüne und meiner Coachingecke immer wieder positiver Zuspruch, so dass der Satz doch noch zu meinen Gunsten ausging. In Satz zwei gab es dann einige Ballwechsel, wegen derer ich diesen Sport so liebe, und es zeigte sich, dass ich trotz der Trainingspause gut zu Fuß unterwegs war und meinen Gegner platt laufen konnte.
Dann wieder eine völlig neue Situation für mich, um 12 Uhr Abwärmen, entspannen, den Tag genießen um dann am Abend wieder neu zu starten, im Doppel mit Alois Henke. Unser erstes Turnier zusammen hatten wir ein paar Wochen zuvor ziemlich erfolgreich mit Platz 5 bei der deutschen Rangliste abgeschlossen. Satz eins lief gegen zwei Inder komplett nach Plan und wir konnten souverän gewinnen. Im zweiten Satz war es dann lange sehr ausgeglichen, leider mussten wir diesen am Ende knapp abgeben. Im dritten entwickelte sich ein tolles Spiel mit vielen spektakulären Ballwechseln, Rückstand bei 11, dann 2 Punkte vorne, erneut Rückstand und Führung bei 16 ging zum Schluss leider auch Satz drei mit 21–18 an unsere Gegner.
Jetzt hieß es ein Tag Spielfrei, also Sonne genießen, Muscheln sammeln und im Dezember im Atlantik baden (wenn auch nur kurz). Und dann zum Abend wieder in die Halle zum Coaching.
Am Mittwoch stand dann bei mir das Achtelfinale gegen einen Franzosen an. Aussage vor dem Spiel von Thorsten Kunkel: „Also wenn der das hier mal nicht gewinnt.“ Und: „wenn du den schlägst, dann bist du ganz vorne mit dabei.“
Gute Analyse Thorsten, leider traf nur der erste Teil zu. Ich kam nie wirklich ins Spiel rein. Ich konnte meine Qualitäten leider nie konstant genug aufs Feld bringen, um meinen Gegner aus der Reserve zu locken und er konnte sein Spiel ziemlich unbeeindruckt durchziehen. Fasziniert bin ich nach wie vor, von der Ansatzlosigkeit seiner Angriffsschläge. Und ich kann sagen, ich bin am Weltmeister gescheitert.
Fazit von mir, es war eins der schönsten Turnier meines Sportlerlebens. Ich habe viele nette Menschen kennengelernt und Bekannte besser kennengelernt. Ich konnte unglaublich emotionale Momente mit guten Freunden teilen. Danke dafür Steffi. (Und Leni, falls du diesen Bericht je liest)