WM O35 Steffi
WM O35 Basti

Kurz-Zusam­men­fas­sung der Ergeb­nis­se: Stef­fi wird 3. im Damen­ein­zel (!!), Bas­ti erreicht das Ach­tel­fi­na­le im Herreneinzel.

Am 27.11.21 ging es für Stef­fi und mich für eine Woche nach Spa­ni­en, wo wir im son­ni­gen Huel­va an den Alters­klas­sen Welt­meis­ter­schaf­ten teil­neh­men durf­ten. Für Stef­fi nichts Neu­es, den­noch immer wie­der auf­re­gend, war es für mich etwas voll­kom­men Neu­es, mit dem Flug­zeug auf solch ein inter­na­tio­na­les Event zu flie­gen. Beson­ders gefreut hat mich dabei, dass mei­ne Eltern und Kin­der mich auf die­ses Tur­nier beglei­tet haben.

WM O35 Basti & Steffi
WM O35 Basti & Kids
Mein ers­ter Ein­druck vor Ort in der Hal­le war ziem­lich über­wäl­ti­gend, nach klei­ne­ren Pro­ble­men mit der Akkre­di­tie­rung ging es näm­lich in eine 9 Fel­der Hal­le, die so hoch war, dass bei uns daheim pro­blem­los zwei Hal­len über­ein­an­der Platz gefun­den hät­ten. Beim ers­ten Ein­spie­len stell­te ich auch fest, dass jeder Schlag exakt gleich, wie ein lei­ses unbe­deu­ten­des Plopp klingt 😉 .
Orga­ni­sa­to­risch kann ich natür­lich nicht ver­glei­chen, ich hat­te aber wenig zu kri­ti­sie­ren, es war meist über­sicht­lich wann man sich wo ein­zu­fin­den hat und der Zeit­plan hat meist auch plus/ minus ein paar Minu­ten gestimmt.
Bevor ich zu den Spie­len kom­me, ein klei­ner Aus­blick zum Umfeld: das Wet­ter war traum­haft mit 20 Grad, wir waren sogar ein­mal im Atlan­tik. Unser Hotel war wie ein Palast und lag direkt am Strand und bereits nach dem ers­ten Tag am Strand sag­te Stef­fi zu mir, ihr müsst unbe­dingt an den Strand, da gibt es Muscheln… so rich­ti­ge Muscheln. Und sie hat nicht über­trie­ben, unse­re Kof­fer waren auf dem Rück­flug etwas schwerer 😉 .

Mein ers­tes WM-Erleb­nis war, bei Stef­fi mit ihrem Part­ner Fabi­an Diet­rich, als Coach im Mixed. Lei­der haben die bei­den die spä­te­ren Welt­meis­ter gleich in der ers­ten Run­de erwischt und haben sich teu­er ver­kauft, am Ende war aber kein Satz zu holen. Nur die Final­geg­ner haben mehr Punk­te als Stef­fi und Fabi­an erzielt.

Im Dop­pel und Ein­zel lief es für Stef­fi deut­lich erfolg­rei­cher, nach eini­gen erfolg­rei­chen Par­tien im Dop­pel zusam­men mit Tina Käh­ler muss­ten sie sich dann nach einem star­ken Spiel im Vier­tel­fi­na­le in drei Sät­zen geschla­gen geben. Platz fünf bei der Welt­meis­ter­schaft hört sich natür­lich den­noch ziem­lich erfolg­reich an. Und dazu sei noch erwähnt, dass Stef­fi sich ein paar Wochen zuvor bei unse­rem Mann­schafts­spiel einen Mus­kel­fa­ser­riss in der Wade zuge­zo­gen hat, und damit die WM Vor­be­rei­tung sicher nicht ganz so abge­lau­fen ist, wie sie es sich vor­ge­stellt hat.
Im Ein­zel lief es für Stef­fi außer­ge­wöhn­lich gut. Als gesetz­te Spie­le­rin konn­te sie die­ser Rol­le von Beginn an gerecht wer­den. Die Qua­li­tät ihres eige­nen Spiels wur­de mit jedem Match bes­ser, so dass wir am Don­ners­tag als gro­ße Grup­pe von der Tri­bü­ne im Vier­tel­fi­na­le anfeu­ern konn­ten. Stef­fi spiel­te ihre Geg­ne­rin, beson­ders mit den gut plat­zier­ten Angriff­s­clears, an die Wand und zur Ver­zweif­lung. Schwie­rig wur­de es dann noch­mal, als die Geg­ne­rin aus Est­land augen­schein­lich ver­letzt war, den­noch immer wei­ter gekämpft hat. Letzt­end­lich setz­te sich aber das kon­stant star­ke Angriffs­spiel von Stef­fi durch und so fiel sie nach drei har­ten Sät­zen unter Trä­nen ihrer Dop­pel­part­ne­rin / Coach Tii­na in die Arme, in dem Bewusst­sein gera­de eine Medail­le bei der Welt­meis­ter­schaft gewon­nen zu haben.
Im Halb­fi­na­le hielt ihre fran­zö­si­sche Kon­tra­hen­tin dem Druck von Stef­fis Angrif­fen etwas bes­ser stand, was dazu führ­te dass der ein oder ande­re Ball­wech­sel durch eige­ne Feh­ler been­det wur­de und Stef­fi sich geschla­gen geben musste.

Jetzt kam der echt unan­ge­neh­me Teil, denn Stef­fi muss­te lei­der dar­auf ver­zich­ten, mit mir im sel­ben Flug­zeug zurück­zu­flie­gen, und statt­des­sen einen Tag spä­ter zu nacht­schla­fen­der Zeit zu flie­gen. Ein wenig ent­schä­digt wur­de sie dafür, als sie dann am letz­ten Tag der WM aufs Podi­um geru­fen wur­de und ihre Bron­ze­me­dail­le über­reicht bekom­men hat. Vor Tur­nier­be­ginn hat­te Stef­fi voll­mun­dig ange­kün­digt: „Bei ner Medail­le geh ich in den Atlan­tik!“, Wett­schul­den sind Ehrenschulden…

WM O35 Steffi jubelt
WM O35 Steffi mit Medaille
Mei­ne eige­ne Vor­be­rei­tung war, ähn­lich wie die von Stef­fi, von eini­gen Rück­schlä­gen gekenn­zeich­net. Gleich zwei­mal umge­knickt war die Dia­gno­se, zwei Wochen vor der WM: Bän­der­riss im lin­ken Knö­chel. Mit einem voll ban­da­gier­ten Fuß (an die­ser Stel­le noch­mal ein rie­sen Dank an Ber­nie und Car­men für die Betreu­ung und Ret­tung mei­nes alten Kada­vers) hab ich dann 2 Tage vor dem Abflug wie­der einen Schlä­ger zu Hand genom­men. Die Schmer­zen hiel­ten sich in Gren­zen, nur der Kopf war im Weg und das Selbst­ver­trau­en war dahin.
Adre­na­lin ist ein Wun­der­mit­tel und ich war sel­ten in mei­ner Kar­rie­re so auf­ge­regt, wie vor mei­nem ers­ten Spiel. Mein schwe­di­scher Kon­tra­hent kam auch nicht gut mit mei­nem Spiel zurecht, und so war das ers­te Spiel dann ziem­lich ein­deu­tig. Mei­ne größ­te Sor­ge, ich könn­te nur wegen eines Spiels zur WM fah­ren, war dahin und alle Auf­re­gung fiel von mir ab. Dach­te ich bis zwei Stun­den vor mei­nem 2. Run­den­spiel gegen einen Inder. Ich kam durch eini­ge unge­wohn­te eige­ne Feh­ler nicht so rich­tig ins Spiel und lag zum Ende des Sat­zes deut­lich hin­ten. Zum Glück kam von der Tri­bü­ne und mei­ner Coa­chin­ge­cke immer wie­der posi­ti­ver Zuspruch, so dass der Satz doch noch zu mei­nen Guns­ten aus­ging. In Satz zwei gab es dann eini­ge Ball­wech­sel, wegen derer ich die­sen Sport so lie­be, und es zeig­te sich, dass ich trotz der Trai­nings­pau­se gut zu Fuß unter­wegs war und mei­nen Geg­ner platt lau­fen konnte.
Dann wie­der eine völ­lig neue Situa­ti­on für mich, um 12 Uhr Abwär­men, ent­span­nen, den Tag genie­ßen um dann am Abend wie­der neu zu star­ten, im Dop­pel mit Alo­is Hen­ke. Unser ers­tes Tur­nier zusam­men hat­ten wir ein paar Wochen zuvor ziem­lich erfolg­reich mit Platz 5 bei der deut­schen Rang­lis­te abge­schlos­sen. Satz eins lief gegen zwei Inder kom­plett nach Plan und wir konn­ten sou­ve­rän gewin­nen. Im zwei­ten Satz war es dann lan­ge sehr aus­ge­gli­chen, lei­der muss­ten wir die­sen am Ende knapp abge­ben. Im drit­ten ent­wi­ckel­te sich ein tol­les Spiel mit vie­len spek­ta­ku­lä­ren Ball­wech­seln, Rück­stand bei 11, dann 2 Punk­te vor­ne, erneut Rück­stand und Füh­rung bei 16 ging zum Schluss lei­der auch Satz drei mit 21–18 an unse­re Gegner.
Jetzt hieß es ein Tag Spiel­frei, also Son­ne genie­ßen, Muscheln sam­meln und im Dezem­ber im Atlan­tik baden (wenn auch nur kurz). Und dann zum Abend wie­der in die Hal­le zum Coaching.
Am Mitt­woch stand dann bei mir das Ach­tel­fi­na­le gegen einen Fran­zo­sen an. Aus­sa­ge vor dem Spiel von Thors­ten Kun­kel: „Also wenn der das hier mal nicht gewinnt.“ Und: „wenn du den schlägst, dann bist du ganz vor­ne mit dabei.“
Gute Ana­ly­se Thors­ten, lei­der traf nur der ers­te Teil zu. Ich kam nie wirk­lich ins Spiel rein. Ich konn­te mei­ne Qua­li­tä­ten lei­der nie kon­stant genug aufs Feld brin­gen, um mei­nen Geg­ner aus der Reser­ve zu locken und er konn­te sein Spiel ziem­lich unbe­ein­druckt durch­zie­hen. Fas­zi­niert bin ich nach wie vor, von der Ansatz­lo­sig­keit sei­ner Angriffs­schlä­ge. Und ich kann sagen, ich bin am Welt­meis­ter gescheitert.

Fazit von mir, es war eins der schöns­ten Tur­nier mei­nes Sport­ler­le­bens. Ich habe vie­le net­te Men­schen ken­nen­ge­lernt und Bekann­te bes­ser ken­nen­ge­lernt. Ich konn­te unglaub­lich emo­tio­na­le Momen­te mit guten Freun­den tei­len. Dan­ke dafür Stef­fi. (Und Leni, falls du die­sen Bericht je liest)